History des FV 08 Hockenheim e.V.
Chronik des FV 08 Hockenheim e.V.
Geschriebenes bzw. Gedrucktes war von der Gründungszeit des FV 08 bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg nur sehr lückenhaft und spärlich zu finden. Insofern beruhen die nachfolgenden Zeilen überwiegend auf den Festbüchern zum 40. (Wappen) 50., 60., 75. und 90. Jubiläum, ergänzt durch Gespräche mit früheren Aktiven und insbesondere mit Herrn Dr. Kurt Buchter, der sowohl als 1. Vorsitzender, aber auch als Bürgermeister der Stadt Hockenheim die Menschen und die Vereinsgeschehnisse kannte und kennt, wie kein anderer.
Der FV 08 Hockenheim ging im Wesentlichen aus dem ersten Fußballverein „Badenia 08 Hockenheim“ hervor, der im damaligen „Badischen Hof“ (heute Commerzbank) gegründet wurde.
Eine kleine Mitgliedergruppe von gerade mal 18 Personen hob den Verein aus der Taufe. Soweit die Namen überliefert wurden, waren dies:
Karl Eichhorn, Hans Eichhorn, Karl Geiß, Heinrich Geiß, Heinrich Greulich, Hermann Bruns, Georg Dietrich, Karl Pflaum,Josef Haas, Gustav Blümlein, Eduard Schweikert und Isaak Löb.
Aus dieser Gruppe bildeten die Herren Karl Eichhorn (1. Vorsitzender), Karl Geiß (2. Vorsitzender und Spielführer)und Hermann Bruns (Kassierer) die erste Vorstandschaft.
Als Vereinsfarben wählte man zunächst die badischen Landesfarben „gelb-rot-gelb“-gestreift für das Trikot und schwarze Hosen. Alles, auch Bälle, musste jeder selbst bezahlen. Und weil auch von Seiten der Gemeinde keine Unterstützung kam, musste auch ein Platz selbst gesucht werden. Fündig wurde man in den Stöcketwiesen (heutiger Messplatz), wo der erste Sportplatz angelegt wurde.
Später siedelte man auf das Sandloch am „Roten Häusl“ über.
Obwohl das Fußballspielen in dieser Zeit mit erheblichen persönlichen Opfern verbunden war, stellte man eine schlagkräftige Mannschaft zusammen, die allerdings ihr erstes Spiel in Wiesloch 0:13 verlor. Die Mannschaft ließ sich aber nicht entmutigen und trat nach dem zweiten Spiel in Ketsch mit einem 0:1 Auswärtssieg die Heimreise an. Weitere Spiele in Brühl, Neckarau, Plankstadt, Walldorf und Neulußheim folgten.
Der Spielbetrieb der „Badenia 08“ machte erfreuliche Fortschritte. Sehr oft spielte man auch auf Sportveranstaltungen in Sechserspielen. Hierzu ist ein Bild von 1909 erhalten, das wohl als das älteste in der Geschichte des FV 08 betrachtet werden kann. Es zeigt 7 Fußballpioniere, die auf einem Turnier in Philippsburg den Pokal gewannen.
Stehend:
Rulfs Rudolf, Eustachi Karl II, Dietrich Georg, Scheck Fr, Eustachi Karl I
Sitzend:
Geiß Heinrich, Blümlein Gustav
Schließlich musste die Sportfläche „Sandloch“ wieder aufgegeben werden, Ersatzgelände fanden die Kicker westlich der heutigen Friedhofsmauer. Dies erneut für nur 3 Jahre, dann nämlich war 1912 ein weiterer Wechsel auf ein Ackergelände im Bereich der heutigen Luisenstraße/Jahnstraße (heute Wohnungen der Selbsthilfe BG) angesagt.
Die vielen Standortwechsel, aber auch sonstige Unstimmigkeiten, hauptsächlich persönliche Geltungsbedürfnisse führten zu zusätzlichen Vereinsgründungen. Damit entstanden in Hockenheim noch die „Alemania“, der „VfB“, die „Viktoria“ und „Jungdeutschland“. Es kann sich jeder selbst ausrechnen, dass man sich das Leben dadurch gegenseitig schwer machte.
Dann holte der 1. Weltkrieg die jungen wehrfähigen Fußballer in den Dienst, um anstatt mit dem runden Leder mit der Waffe zu kämpfen. Damit ging auch die „Badenia 08“ verloren. Der Verein war dennoch in sich so gefestigt, dass die Daheimgebliebenen und noch nicht wehrfähigen Burschen sich zur
„Spielvereinigung 1916“ zusammenfand. Trotzdem musste der Spielbetrieb 1917 kriegsbedingt eingestellt werden.
© Hockenheimer Tageszeitung, Freitag, 04.07.2014
SPORTGESCHICHTE: Bruno Horn und Klemens Reuter erinnern sich an die glorreichen Zeiten des Hockenheimer Fußballs / Rau und herzlich ging es nicht nur auf dem Platz zu
Als der FV 08 in Nordbaden vorne mitmischte
Fußball ist derzeit in aller Munde und überall ein aktueller Gesprächsstoff. Und über Brasilien hinaus werden neben fußballerischen Wünschen und Träumen auch Erinnerungen wach - auch Nostalgie gehört zum Fußball. Unvergessen die Reportage "Rahn könnte schießen, Rahn schießt, Toooor" und Deutschland war Weltmeister, das ist in diesen Tagen übrigens gerade 60 Jahre her.
Und fünf Jahrzehnte ist es her, dass der FV 08 Hockenheim eine "große Nummer" im nordbadischen Amateurfußball war. Gewiss, vergleichen mit heute kann man dies alles nicht, die älteren Fußballfreunde Hockenheims erinnern sich aber gerne daran, wie man in diesem Jahrzehnt in der 1. Amateurliga Nordbaden gut mitmischte und für viele ein gefürchteter Gegner war. Kein Wunder, dass auf dem alten FV-08-Sportplatz in der Heidelberger Straße - heute steht dort das Anwesen der Firma Getränke Gaa - bei Heimspielen stets gut 800 Besucher kamen, bei Spitzenspielen konnten es auch einmal bis zu 1200 sein.
Viele Zaungäste beim Training
Selbst beim Training war immer eine stattliche Zahl an Zaungästen zu verzeichnen, die meisten von ihnen waren dann anschließend in der Vereinsgaststätte "Eintracht" mit dabei. Dort tagte nach dem Training, jeweils donnerstags, der Spielausschuss und danach gab man die Mannschaftsaufstellung des nächsten Spieles bekannt. Und diese "Elf" stand dann wirklich "felsenfest", denn ein Auswechseln von Spielern, das gab es damals noch nicht.
"Das waren heiße Diskussionen oft bis spät in die Nacht, man redete sich die Köpfe heiß", erinnern sich Bruno Horn und Klemens Reuter im Gespräch mit unserer Zeitung an jene Zeit in den 60er Jahren, in der der Fußballsport noch mehr regionalbezogen und die 1. Amateurliga das "Oberhaus" war. Die Bundesliga hatte ja erst im Jahre 1963 begonnen und stand noch lange nicht so im Mittelpunkt wie heute.
Insider auf dem "Idioten-Hügel"
Alte "Fußballhasen" werden sich noch an Mannschaften wie VfL Neckarau, Phönix Mannheim, ASV Feudenheim, Karlsruher FV, FC Birkenfeld, ASV Durlach, FV Daxlanden und viele andere erinnern ebenso wie an den SV Sandhausen, der einzige Verein, der heute noch im fußballerischen Rampenlicht steht. Mit all diesen Teams lieferten sich die blau-weißen 08-Spieler spannende Begegnungen, in denen es oft hart zur Sache ging.
Die Hockenheimer Fans verstanden es, die eigenen Spieler immer wieder anzufeuern, noch heute redet man über den Tribünenbereich vor dem 08-Clubhaus. Dort standen die Fußball-Insider und diejenigen, die sich dafür hielten, die Bezeichnung "Idioten-Hügel", die man diesem Bereich gab, war zwar nicht allzu charmant, aber auch nicht böse gemeint. Rau, aber herzlich ging es eben nicht nur "auf dem Rasen" zu. Wozu angemerkt sei, dass es damals noch ein Hartplatz war, auf dem die Spiele ausgetragen wurden.
Pokal mit großem Stellenwert
Hohen Stellenwert hatte in jenen Jahren auch der nordbadische Fußballpokal. Gerne erinnern sich Hockenheims Fußball-Historiker an die Jahre 1963 und 1964, als der FV zweimal hintereinander diesen Pokal gewann. Unvergessen jene Fußballschlacht an dem brütend heißen 27. Juli 1963 im damaligen Schwetzinger Schlossgartenstadion vor über 2000 Besuchern, als die Hockenheimer den ASV Feudenheim in der Verlängerung mit 3:2 Toren besiegten.
Und ein Jahr später, 1964, war es zufälligerweise der gleiche Gegner, mit dem man im Endspiel um den nordbadischen Pokal kämpfte. Wieder behielt der FV 08 mit einem 1:0 die Oberhand.
Viele Akteure nicht mehr am Leben
Wenn Bruno Horn und Klemens Reuter an ihre Fußballzeit und die erfolgreiche Ära des FV 08 zurückblicken, ist ihnen noch heute die Freude an ihrem Sport anzumerken. Der jetzt (auch schon) 75-jährige Bruno Horn war viele Jahre lang Torhüter der nordbadischen Fußballauswahlmannschaft und gehörte auch zum Team der damaligen Amateur-Nationalmannschaft Deutschlands.
Klemens Reuter (78), der ideenreiche Mittelfeldspieler, war nach seiner aktiven Laufbahn als Trainer erfolgreich. Er feierte eine Meisterschaft mit dem SC 08 Reilingen, trainierte den Hockenheimer VfL und engagierte sich über Jahrzehnte hinweg erfolgreich in der Jugendarbeit des FV 08.
Allerdings spürt man bei den beiden alten Fußballkämpen auch ein bisschen Wehmut, wenn sie daran erinnern, dass viele der damaligen Mitspieler nicht mehr leben. Noch in jungen Jahren verstarb der frühere Linksaußen und spätere Mittelläufer Paul "Ferry" Baumann, auch der quirlige Rechtsaußen Adolf Marquetant ist bereits verstorben ebenso wie Karl-Heinz "Gille" Horn, der später beim VfR Kaiserslautern spielte, Werner "Bobby" Gottfried, Freddy Pfister, Walter Freiesleben und Werner Keller, der als Vertragsspieler auch beim höherklassigen VfR Mannheim stürmte.
Die meisten Spieler aus den erfolgreichen 60er Jahren trugen bis zum Ende ihrer Laufbahn das blaue FV-Trikot, wie etwa die Verteidiger Hannes Rausch und Karl "Schneckes" Haffner oder auch Mittelläufer Wilfried Kahrmann, der jetzt in Bayern lebt. Ernst Tober und Karl "Julles" Klee spielten noch für den VfR Mannheim beziehungsweise den FV Speyer und mit Wendelin Ruckmich, Kurt Neuberger, Heiner Nörenberg und Günther Zimmermann, um nur ein paar Beispiele zu nennen, kamen weitere erfolgreiche und durchsetzungsfähige Akteure zum FV 08.
Franz Schäffner wird ein "Löwe"
In den Kreis der erfolgreichen Fußballer des FV 08 gehört Franz Schäffner, der als torgefährlicher Stürmer den Sprung vom FV 08 bis in die Bundesliga schaffte. Nach erfolgreichen Jahren bei seinem Heimatverein wechselte er zur Saison 1965/66 zum VfR Mannheim, der damals in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, der Regionalliga Süd, spielte. Schäffner sollte damals den Mannheimer Torschützenkönig Rudolf Bast ersetzen, was ihm auch voll gelang. In den drei Spielzeiten für Mannheim bestritt er 90 VfR-Spiele, in denen er 74 Tore erzielte.
Zur Runde 1968/69 wechselte Franz Schäffner zum damaligen Bundesligisten TSV 1806 München, dem Team, das 1966 deutscher Meister war und bei dem man nach dem Weggang der Offensivspieler Hans Küppers und des legendären Rudi Brunnenmeier einen neuen "Sturmtank" suchte und diesen in dem wendigen, schnellen und schussstarken Schäffner gefunden zu haben glaubte.
Insgesamt acht Mal trug Franz Schäffner das Münchner Trikot, dann ließ eine schwere Verletzung alle Träume platzen. Statt zu einem gefeierten Bundesligastürmer zu werden, war seine sportliche Laufbahn vorzeitig beendet. Der Sport spielte dann aber in seiner beginnenden beruflichen Karriere eine wichtige Rolle, er arbeitete als Reporter und Redakteur in der Sportredaktion des Bayerischen Fernsehens.
Begeisterung am wichtigsten
Wenn Klemens Reuter und Bruno Horn zurückblicken, fallen ihnen natürlich viele Episoden und Anekdoten ein aus einer Fußballzeit, die einfach anders war. "Es war unsere Zeit und es war für uns eine schöne Zeit", sind sich die beiden alten 08-Kämpen einig, fügen aber hinzu, dass sich die Zeiten ändern und dass es einfach wichtig sei, dass weiterhin mit Begeisterung Fußball gespielt werde und bereits die Schüler und Kinder und seit Jahren auch die Mädchen für das Fußballspiel begeistert werden und mit dieser Freude auch auf dem Spielfeld stehen.
Von einem sind Reuter und Horn überzeugt: Fußball fasziniert, ob in diesen Tagen in Brasilien, ob damals in der erfolgreichen Hockenheimer Amateurliga-Zeit oder auch in unseren Tagen, wo gerade die Vielzahl der Teams beim FV 08 zeigt, dass der Verein stets "auf dem Laufenden" ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.
© Hockenheimer Tageszeitung, Freitag, 04.07.2014
Stand für eine erfolgreiche Hockenheimer Fußballära: das Team des FV 08 Anfang der 60er Jahre: stehend von links: Karl-Heinz Horn, Adolf Marquetant, Heiner Nörenberg, Werner Keller, Klemens Reuter, Ernst Tober, Werner Gottfried, Hannes Rausch, Walter Freiesleben, kniend von links: Freddy Pfister, Kurt Neuberger, Bruno Horn, Bruno Jakobi, Wendelin Ruckmich und Paul Baumann. Klemens Reuter und Bruno Horn (unten, von links) erinnern sich an die glorreichen Zeiten.